Der Desert Run in Marokko ist eine besondere Herausforderung und führt während drei Tagen quer durch die Sahara über fast 50 km. Gelaufen wird zum Teil auf festen Sandpisten, durch losen Sand aber auch über Dünen. Die Landschaften mit den unbeschreiblichen Farben und der besonderen Atmosphäre weit abseits der Zivilisation waren für mich besonders faszinierend.
Die Ausschreibung des Desert Run im Sommer hat mich sofort angesprochen. Anfangs Oktober flogen wir nach Barcelona, wo sich alle Läuferinnen und Läufer trafen und die nötigen Unterlagen dazu überreicht bekamen. Auf dem Pilotensitz sass der berühmte Bergläufer und SM-Mitglied Christian Mathys. Ein Charterflug brachte die gesamte Gruppe von etwa 80 Teilnehmenden und 30 Betreuer und Organisatoren in die Wüstenstadt Errachidia nahe der Algerischen Grenze. Mit Geländefahrzeugen wurden wir in die Kasbah Xaluca geführt, wo am nächsten Morgen der Start zur ersten Etappe über 10 km erfolgte. Die Strecke führte zum Teil über befestigte Sandpisten aber auch durch losen Sand. Besonders anstrengend waren die längeren Passagen durch die Dünen. Die extra dafür angeschafften Gamaschen haben sich besonders gut bewährt, dass der lose Sand nicht in die Schuhe rann. Die Landschaft bot ein spezielles Bild mit dem weissen Sand, den ockerfarbenen Dünen und dem blauen Himmel darüber.

Ein unvergessliches Abenteuer
Nach dem Zieleinlauf und der wohlverdienten Dusche führten uns die Fahrer mit den Geländefahrzeugen in ein entlegenes Gebiet mitten in der Wüste an den Rand von grossen Dünen. Dort warteten etwa 100 Kamele auf uns. Im Sattel dieser Kamele (eigentlich waren es Dromedare), konnten wir auf einem anderthalbstündigen Ritt die unendliche Dünenlandschaft geniessen. Am Fusse der höchsten Düne der Region stiegen wir ab und erkletterten diese Düne. Zuoberst setzten wir uns hin und schauten ehrfürchtig dem Sonnenuntergang zu. Es war ein unvergessliches Spektakel und eine ergreifende Szenerie. Hundert Leute sassen nebeneinander und niemand sprach ein Wort. Alle waren beeindruckt von diesen spektakulären Bildern! Anschliessend trugen uns die Kamele weiter in ein Zeltlager mitten in der Wüste. Dort konnten wir die zweite Nacht verbringen.

Am Morgen starteten wir mitten im Zeltlager zur zweiten Etappe, einem 15 km Lauf. Das war der einfachste Abschnitt während der gesamten Tour. Der Untergrund war recht stabil und das Laufen war nicht besonders anstrengend. Umso mehr konnte ich die Umgebung und die Landschaft geniessen. Alle vier km wurden wir mit Wasser, isotonischen Getränken und Früchten versorgt. Das Ziel dieser Etappe befand sich ein einer grossen Oase mit einer Kasbah. Dort konnten wir uns in schönen, grosszügigen Zimmern einrichten. Der Höhepunkt dieser Kasbah war der Swimmingpool gleich am Rand der Wüste. Dieser wurde nach den beiden ersten Lauftagen rege benutzt.
Die ultimative Herausforderung
Am folgenden Morgen wurden wir mit den Geländefahrzeugen gut eine Stunde durch die Wüste transportiert. In einer abgelegenen Stelle weit ab der Zivilisation stand der Startbogen. Von da aus wurden wir auf die dritte und letzte Etappe, einem Halb-Marathon über 21 km, losgeschickt. Die Strecke war am Anfang recht gut zu laufen. Doch gegen Schluss, wenn die Kräfte ohnehin schon nachliessen, ging es nochmals während 1 ½ km durch die Dünen mit dem feinen Sand. Mit dem Ziel vor Augen konnte ich auch diese schwierige Passage noch gut meistern. Das letzte Ziel befand sich wieder in einer kleinen Oase mit Palmen und einem Schattendach. Wie überall liess die Verpflegung keine Wünsche offen. Getränke, Früchte, Riegel und alles was das Läuferherz begehrt wurde uns geboten. Vom letzten Ziel des Desert Runs wurden wir mit den Geländefahrzeugen wieder in die Kasbah Xaluca geführt, wo der Lauf am ersten Tag begonnen hat.

Bei einem ausgiebigen Nachtessen und einer kleinen Feier wurden dort die Medaillen und die Siegerpreise vergeben. Die kleine Schweizerdelegation konnte von sechs Kategorien drei Siege feiern. Ich freute mich besonders über den Sieg bei der Kategorie 60+. Nebst der Medaille konnte ich einen wunderschön geschliffenen Marmorstein aus der Region mit Beschriftung in Empfang nehmen.
Unbeschreibliche Eindrücke
Die spanischen Organisatoren haben dort in der Wüste von Marokko ein beispielloses Ereignis geboten. Der ganze Anlass liess kaum Wünsche offen. Die Vorbereitungen und der Ablauf waren nahezu perfekt organisiert. Die Unterkünfte waren zum Teil ungewohnt aber überall hervorragend und bequem. Die Strecken boten einfach alles was das Läuferherz begehrt. Die Gegensätze zu den grossen Städtemarathons könnten nicht grösser sein. Die Einsamkeit, die unendlichen Ebenen, das Farbenspiel zwischen Himmel und Erde, die Angebote neben den Läufen wie auch die Verpflegung während den drei Tagen waren rundweg unübertrefflich. Die Reise in die Wüste hat sich definitiv gelohnt. Die Eindrücke sind unvergesslich. Es ist schlichtweg eine andere, aber faszinierende Welt. Dass wir das zu Fuss, auf den Kamelen und in den Geländefahrzeugen erleben konnten werden wir nie bereuen.

Jakob und Kathrin Etter, Treiten Run and Walk Kerzers

 

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