Original Beitrag aus dem Bieler Tagblatt.

 

Die Laufsaison ist eröffnet: Am Kerzerslauf ist das erste Training durchgeführt worden

Vier Wochen vor dem Kerzerslauf haben die Organisatoren eine erste Streckenbesichtigung durchgeführt. BT-Sportredaktor Francisco Rodríguez hat die 15 Kilometer getestet.

Nicht nur der Kerzerslauf selber hat eine lange Tradition. Auch die Streckenbesichtigung vier und zwei Wochen vor dem eigentlichen Wettkampf ist ein Fixpunkt in der Laufsportagenda. Seit zwanzig Jahren bietet das Organisationskomitee um den Verein «Run and Walk Kerzers» eine ideale Gelegenheit, um in geführten Gruppen die Strecke abzulaufen. Das Wetter an diesem Samstag könnte dazu nicht besser sein. Sonnenschein und 15 Grad bestimmen mein Outfit. Im T-Shirt und in kurzen Hosen lausche ich den Ausführungen von OK-Mitglied Bernhard Müller. Beim Kerzerslauf ist er für das Ressort Teilnehmer verantwortlich und organisiert die Trainings auf der Originalstrecke.
Rund 40 Personen haben sich heute eingefunden. Einige wie ich haben den Kerzerslauf noch nie gemacht. Der Wille war zwar jeweils da, aber irgendwie kam halt im letzten Moment immer etwas dazwischen. Sei es eine kleine Verletzung oder eine Krankheit. 2020 musste der Anlass wegen Corona kurzfristig ganz abgesagt werden, ein Jahr später wurde er in den Hitzesommer verschoben. Die Teilnehmerzahlen sind bei den meisten grossen Laufsportveranstaltungen eingebrochen und erholen sich nur schleppend. Mit den 5500 Anmeldungen lag man im letzten Jahr in Kerzers noch über 3000 vom Niveau vor der Pandemie entfernt. Diesmal erhofft man sich 6500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Seit 1979 im Laufkalender
Einige von ihnen können schon mal ihre Frühform testen. Wem 15 Kilometer zu viel sind, reiht sich beim Leiter ein, der die Läuferinnen und Läufer auf der kürzeren 10-km-Distanz begleitet. Wenn schon, dann schon, sage ich mir. Schliesslich ist es die 15-km-Originalstrecke, die über viele Jahrzehnte den als «Swiss Season Opening» angepriesenen Kerzerslauf geprägt hat. Am 10. März 1979 wurde er erstmals durchgeführt, wie in den Annalen nachzulesen ist. Die Ausgabe von 1982 soll unter miserablen Wetterbedingungen durchgeführt worden sein. Der Schneefall habe allen zu schaffen gemacht.
Heute herrscht glücklicherweise wunderbares Frühlingswetter. Nach Aufwärmübungen, die Müller leitet, werden die Anwesenden in verschiedenen Leistungsgruppen eingeteilt. Angeführt vom mehrfachen Marathon-Schweizer-Meister bei den Senioren, Jakob Etter, machen sich die Schnellsten auf den Weg. Für mich definitiv keine Option. Ich zögere kurz, ob ich es gemütlich in der dritten Gruppe nehmen soll und entscheide mich dann für ein forderndes Training in der zweiten. Nach dem anfänglichen Aufstieg flacht die Strecke ab und lässt das letzte Wohnquartier hinter sich. Der Blick schweift über die weiten Felder. Das Tempo ist gerade noch ideal, um die Aussicht auf den See und den dahinterliegenden Jura zu geniessen. Erstaunlich für diese Jahreszeit, wie sich in der Schneeschicht auf dem Chasseral bereits erste grössere Lücken auftun.
Spassbremse «Ramsey-Hill»
Ich hätte nie gedacht, dass ich an einem 18. Februar so schwitzen würde. Angenehm ist die Passage durch den schattigen Wald. Nach rund fünf Kilometer folgt aber schon die erste grosse Herausforderung. Die vor einigen Jahren ausgehobene Kiesgrube in Kallnach hatte damals eine kleine Streckenanpassung zur Folge. Herausgekommen ist für die Laufenden ein kurzer, aber saftiger Aufstieg, der ganz schön anstrengend wird. Dafür geht es danach hinunter in Richtung Stausee Niederried. Der Weg dem Ufer entlang ist der nächste landschaftliche Höhepunkt auf der attraktiven Strecke. Sportlich gesehen ist es aber der nun folgende «Ramsey-Hill». Abartig, wie steil es hier nach Golaten hinauf geht. Ich wechsle in den Gehschritt, was für viele Hobbyjoggerinnen und -jogger auch im Rennen ein probates Mittel sein dürfte, um den Puls nicht in ungeahnte Höhen schnellen zu lassen.
Oben angekommen, ist der anspruchsvollste Kerzerslauf-Teil geschafft. Der Weg schlängelt sich dem Waldrand entlang durch leicht coupiertes Gelände. Die letzten zwei, drei Kilometer geht es nur noch hinunter nach Kerzers und durch die «Vordere Gasse», wo am 18. März das Start-/Zielgelände sein wird. Nach dem fiktiven Zielstrich klatsche ich mit den anderen Teilnehmenden an diesem Training ab. Es war ein sympathischer Nachmittag unter Gleichgesinnten und die Möglichkeit, die Streckenbesichtigung mit einem gemeinsamen Jogging zu verbinden. Damit sei nun meine persönliche Laufsaison eröffnet.
Nach einer erfrischenden Dusche in der Sportanlage Schmittengässli geht es mit neuen Eindrücken und geweckten Ambitionen nach Hause. Anmeldeschluss für den Kerzerslauf ist am 6. März. Danach bleibt bis eine Stunde vor dem Start die Möglichkeit für eine Nachmeldung. Wer sich wie ich zuvor selber ein Bild vor Ort machen und schon mal die Laufschuhe schnüren will: Am 4. März findet das zweite geführte Training auf der Originalstrecke statt.

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