Wenn das Pech an den Fersen haftet………

Im November habe ich mich entschieden, Ende Januar an den Marathon – Europameisterschaften der Senioren mit den SMRUN teilzunehmen. Für die nächsten zwei Monate habe ich mir ein strenges Trainings- und Vorbereitungsprogramm erstellt mit verschiedenen Trainingsarten und -formen. Daneben plante ich auch die Teilnahme an mindestens drei Vorbereitungswettkämpfen. Ich nenne das «Trainings mit Starnummern». Zu meinem Vorteil waren die Wetterverhältnisse in dieser Zeit optimal, so dass ich mein Programm nicht nur umsetzen, sondern noch übertreffen konnte. Gut Vorbereitet und in Bestform reiste ich Mitte Januar nach Madeira. Die Wettervorhersagen waren mit 16 – 18°C und leichter Bewölkung ideal für einen Marathon. Bis zum Sonntag blieben uns mit dem SMRUN noch einige Tage zur Vorbereitung. Wir konnten die Strecke ausführlich besichtigen, die letzten Vorbereitungen treffen und uns akklimatisieren. Persönlich konzentrierte ich mich auf meine individuellen Vorbereitungen. Die Kleidung und die Ausrüstung waren schon längere Zeit klar. Mein eigener Zeitplan habe ich mir längstens vorgelegt und kannte ihn fast auswendig.
Leider musste am Abend vor dem Rennen die Teameinteilung umgestellt werden, da ein Läufer krankheitshalber nicht starten konnte. Anstelle der M65 wurde ich in das Team M60 eingeteilt. Das erschien mir vorerst nicht unbedingt als Nachteil.
Am Sonntagmorgen war es endlich soweit. Nach einem leichten Frühstück begaben wir und gemeinsam in den Call Room und zum Start. Dieser war etwas ungewöhnlich, führten doch die ersten 200 m bis auf die eigentliche Strecke eine recht steile Strasse hinauf. Einmal auf der Strecke konnte ich mein vorgesehenes Tempo laufen. Ich fühlte mich sehr gut und war überzeugt, dass die Vorbereitungen richtig waren. Die Bedingungen waren optimal wie erwartet. Einzig die Strecke für die ersten vier Runden von je ca. 8 km waren doch etwas strenger als geplant. Dafür war mir bewusst, dass der letzte Streckenabschnitt unten am Meer flach ist. Dort wollte ich meine Rollerqualitäten einsetzen und Tempo machen.
Schon bei der Halb-Marathonmarke stellten sich erste Ermüdungserscheinungen ein. Jedoch habe ich das nicht ernst genommen und dachte, dass das wieder vergehen werden. Nach 32 km kam der lange Abstieg zum Meer hinunter. Dort konnte ich nochmals richtig aufdrehen und rollen lassen. Kaum unten angekommen für die drei letzten Runden über je etwa 3 km schwanden die Kräfte. Die Beine wurden schwerer und die Schritte kürzer. Damit erreichte ich auch nicht mehr das gleiche Tempo. Die Kilometerzeiten stiegen deutlich über 5 Minuten, was ein klares Alarmzeichen bedeutet. Ich konnte auch nicht mehr beschleunigen. Die Anstrengung wurde immer grösser um noch einigermassen vorwärts zu kommen. Die von mir angepeilte Laufzeit rückte immer weiter in die Ferne, bzw. war schon bevor ich den km 40 passierte, verstrichen. Somit musste ich mich noch irgendwie bis zum Ziel schleppen. Endlich war es soweit. Nach 3.25 h kam ich an und konnte mich nach dem Zieleinlauf kaum mehr auf den Beinen halten. Es war keine Kraft mehr vorhanden. Dazu kam die grosse Enttäuschung über die katastrophale Zeit. Dass damit «kein Blumentopf» mehr zu gewinnen war, erschien mir schnell klar. Nach der ersten Verpflegung versuchte ich mich zurück ins Hotel zu schleppen. Unterwegs musste ich immer wieder anhalten, da ich von heftigen Krämpfen geplagt wurde. Im Hotel angekommen, ging ich ins Internet um die Rangliste zu konsultieren. Der 4. Rang war für mich nicht überraschend nach einem solchen Rennen aber doch etwas enttäuschend. Da ich mir als Ziel mindestens einen Medaillenrang gesetzt habe, konnte ich noch auf die Teamwertung hoffen. Bei den Siegerehrungen löste sich auch diese letzte Hoffnung in Luft auf. Zum zweiten Mal einen 4. Rang war das höchste aller Gefühle. Dass damit der Frust endgültig in mir aufstieg, ist nicht verwunderlich. Vor allem als ich feststellen musste, dass wir mit der gleichen Zeit bei der Kategorie M65, wo wir ursprünglich gemeldet waren, die Bronzemedaille erreicht hätten. Soviel Pech und negative Umstände in einem einzigen Rennen müssen zuerst verkraftet werden.
Bei meiner persönlichen Analyse nach dem Rennen musste ich mir jedoch deutliche Fehler eingestehen. Die Verpflegung vor, aber vor allem während dem Rennen, habe ich völlig vernachlässigt. Auf der ganzen Strecke habe ich nur Wasser und isotonische Getränke aber keine feste Nahrung und auch keine Gels eingenommen. Erste Ermüdungserscheinungen bereits kurz nach km 20 habe ich fälschlicherweise ignoriert und nicht – wie gewohnt – auf den Körper gehört. Dort wäre der Moment und auch die Möglichkeit gewesen, laufend feste Nahrung von den Verpflegungsständen aufzunehmen. Somit liegt die Ursache meines Versagens eindeutig bei mir selbst und bei meinem Verhalten. Daraus gilt es, die Lehren zu ziehen und entsprechende Verbesserungen umzusetzen. «Nach dem Marathon ist vor dem Marathon!»

Jakob Etter, Treiten

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