Mit gewissem Respekt habe ich mich zum ersten Mal für (Renn-)Veloferien entschieden. Ob das gut geht? Jeden Tag aufs Velo und das eine ganze Woche lang. Mein run&walk Kollege Erwin hat in Sachen Veloferien mit Peter Schär Erfahrung und ermunterte mich, mitzukommen. Und so verluden wir am Freitagabend in Tafers unsere Zweiräder im Spezialanhänger von Horner Reisen und nahmen auf dem Weg Richtung Süden in Bern, Rothrist und Horw weitere Feriengäste mit.
Kurz nach der Grenze in Chiasso war die Autobahn Richtung Mailand infolge Unwetter verschmutzter Fahrbahn gesperrt. Aber unsere Chauffeure liessen sich auch durch die lückenhafte Umleitungs-Signalisation nicht aus der Ruhe bringen und brachten uns sicher an die Adriaküste ins Hotel Morigi in Gatteo a Mare. Peter Schär organisiert seine Adria Veloferien seit 19 Jahren im Hotel der Familie Morigi und dementsprechend werden die Gruppen herzlich begrüsst und verabschiedet. Unterwegs war mir bewusst geworden, dass ich so ziemlich das einzige «Greenhorn» in der Gruppe war. Praktisch alle Mitreisenden waren schon ein- oder mehrmals in den Adria-Veloferien.

Nach Frühstück und Zimmerbezug gings am Nachmittag bereits aufs Velo. Wie die ganze Woche teilten wir uns in 4 Gruppen auf. Die Leiter Hans, Pesche, Peter und Rita publizierten Ihre Tour immer am Vortag an der Pinwand. Wer wollte, konnte die Gruppe wechseln oder auch mal einen Tag pausieren.
Der Adria Küstenstreifen ist vielleicht 20km breit und flach. Wir starteten unsere Touren immer Richtung Landesinnere, d.h. wir konnten einrollen und uns mental auf die hügelige Landschaft vorbereiten.

Die Auswahl an Aufstiegen war zahllos, die rasanten Abfahrten auch. Die Region der Emilia Romagna, in der wir unsere Touren fuhren, ist Marco Pantani Land. An vielen Orten wird an «il Pirato» erinnert, den tragischen Helden der Landstrasse, in Cesena geboren und 34-jährig in Rimini gestorben.
Nachdem wir am Sonntagnachmittag auf der Heimfahrt während gut 2 Stunden gründlich geduscht wurden, profitierten wir den Rest der Woche von guten Verhältnissen.

 

Manchmal etwas windig aber sehr oft im Sonnenschein entdeckten wir herrlich grüne Landschaften, uralte Dörfer, Friedhöfe, Burgen und Festungen. Auch der Republik San Marino statteten wir einen Besuch ab. Dabei liessen wir es uns nicht nehmen, den Aufstieg von Faetano nach San Marino zu fahren, auf dem am 19. Mai 2019 ein Einzelzeitfahren des Giro d’Italia stattfindet. Um der Dehydration vorzubeugen wurden unterwegs regelmässig Stopps eingelegt und Ziel für alle Gruppen war immer die Strandbar bei Nico unterhalb des Hotels, wo wir unsere Speicher meistens mit Moretti füllten. Peter’s Versuch, wegen der feinen Gelati die Strandbar durch den «Loeb-Egge» zu ersetzen, scheiterte am Widerstand der Biertrinker.

Während der ganzen Woche hatten wir keine gröberen Zwischenfälle. In unserer Gruppe gabs lediglich einen Ausrutscher in einer tückischen Linkskurve. Alle technischen Probleme konnten wir gemeinsam mit viel Know-how und Kreativität lösen. So zum Beispiel als Wale und Fritz im strömenden Regen meinen Platten behoben und wir es mit der 3. Pumpe endlich schafften, etwas Luft durch das zu kurze Ventil in den Schlauch zu bekommen.

Oder Peter’s Schaum, der nicht nur den Schlauch, sondern durch das Loch im selbigen auch noch den Pneu füllte und die Felge ordentlich einseifte. Oder als sich 11 Männer bei der Abfahrt vom Grillo über die Fixierung von Dora’s Velosattel den Kopf zerbrachen, bis jemand die Idee hatte, die Satteltasche abzunehmen. Dabei kam dann die Schraube zum Vorschein, die das Fixieren auf einfache Art ermöglichte.

Den Abschluss bei der Ausfahrt vom Freitag bildete ein gemeinsames Mittagessen aller Gruppen im Ristorante Belvedere da Rigoni. Die Adria Veloferien haben allen Spass gemacht. Der Zusammenhalt, die Hilfsbereitschaft und die Rücksichtnahme in der Gruppe haben mich beeindruckt. Die erste Gruppe mit Hausi und der Lokomotive Erwin hat am Spitzentag den Passo del Fumaiolo überquert und dabei gute 170km zurückgelegt. Und Rita mit ihrer bunt gemischten Gruppe aus E-bikes, MTB und Rennvelos hatte zwar weniger km auf dem Tacho, dafür haben sie mit Sicherheit mehr von der schönen Landschaft mitbekommen.

 

Durch die Verspätung des Cars am Samstagmorgen und den obligaten Stau am Gotthard durften wir einige zusätzliche Stunden den sonnigen Süden geniessen. Was uns nämlich diesseits des Gotthards erwartete, war alles andere als Velowetter – Schneeregen und spät abends in Tafers schaufelten wir 10cm Schnee von den Autos.
Mir haben die Veloferien sehr gut gefallen. Die Organisation der Velotouren, das Hotel, das Essen, die An- und Rückfahrt mit dem Horner Car, aber vor allem das gemeinsame Velofahren mit den Leitern und Gästen verlangen nach einer Wiederholung. Also wer weiss …… vielleicht geht es nächstes Jahr wieder an die Adria.

14.05.2019 Bernhard Müller

 

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